Edition 5 Erstfeld

Leidenschaft für Objekte

1994 haben Ruth und Jürg Nyffeler einen Traum wahr gemacht: Sie gründeten in Erstfeld die Edition 5, die zeitgenössische dreidimensionale Kunst als Multiple in Fünferauflage herausgibt. Bis jetzt haben sich über vierzig Kunstschaffende beteiligt.

Ruth und Jürg Nyffeler, Sie betreuen die Edition 5 gemeinsam. Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Projekt?

Ruth Nyffeler: Wir hatten beide eine Vorliebe für Kunst der Gegenwart, sind oft zusammen Ausstellungen anschauen gegangen, haben Ateliers besucht und immer wieder Bilder und Objekte gekauft. Wir haben uns überlegt, eine Galerie zu eröffnen, doch war dies aus verschiedenen Gründen nicht möglich.
Jürg Nyffeler: Es ging uns darum, auch andere Leute für zeitgenössische Kunst zu interessieren. Wir wollten aber etwas in bescheidenem Rahmen machen, und so kamen wir auf die Edition von Multiples in der kleinen Auflage von fünf Stück. Ein langjähriger Freund, der Künstler Franz Wanner, hat uns darin bestätigt und für uns die erste Arbeit, eine Holzskulptur mit dem Titel „Die Büchse der Pandora“ gemacht.
Ruth Nyffeler: Es liegt uns viel am Kontakt und an der Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern. Wir interessieren uns für den Werdegang von einer Idee bis zum vollendeten Objekt. Diesen Prozess zu begleiten, ist äusserst spannend.

Nach welchen Kriterien suchen Sie Künstlerinnen und Künstler aus?

Ruth Nyffeler: Wir wollten uns nie auf eine bestimmte Richtung festlegen, es gefällt uns vieles, das ganz verschieden ist. Die Werke müssen für uns überzeugend sein. Von rund einem Dutzend Kunstschaffender haben wir mehrere Serien, darunter John Armleder, Urs Frei, Barbara Mühlefluh, Roman Signer, Hugo Suter, dem Duo Lang/Baumann und vom verstorbenen Aldo Walker.
Jürg Nyffeler: Ganz wichtig bei der Auswahl ist für uns, dass wir Lust haben, etwas von einem Künstler oder einer Künstlerin zu besitzen. Jeweils eines der fünf Multiples kommt in unsere persönliche Sammlung. Was Stil oder Technik betrifft, sind wir völlig offen. Wir haben Arbeiten aus Alltagsmaterialien etwa von Thomas Müllenbach oder Niklaus Lenherr. Von Rémy Markowitsch haben wir ein „Blumenstück“ im Leuchtkasten und von Muda Mathis die „Maria Himmelfahrt“ mit zwei beständig wechselnden Leuchtzeichnungen. Monika Günthers Kästchen mit konservierten, getrockneten Fischen und die Plastik von Georg Herold mit echtem Ei sind nochmals etwas ganz anderes.

Wie kommt es, dass nicht alle Stücke einer Serie genau gleich aussehen?

Jürg Nyffeler: Die Grundlage einer Serie bleibt stets dieselbe. Was variiert, ist die Ausführung. Die Wandplastiken „Vollmond“ von Adrian Schiess zum Beispiel gehen alle vom Kreis aus, der Künstler spielt aber fünf Möglichkeiten durch. Wenn ein Multiple nicht vervielfältigt, sondern einzeln hergestellt wird, gibt es immer Veränderungen. Das gilt auch für die „Malkisten“ von HansPeter Kistler, die Durchschussarbeiten von Roman Signer oder die Objekte von Maria Zgraggen mit Dutzenden von Fächern und verschiedenen Dingen darin.

Sie haben vor allem Arbeiten von Kunstschaffenden aus der Schweiz. Beschränken Sie sich absichtlich darauf?

Ruth Nyffeler: Nein, keineswegs. Es hat sich einfach so ergeben, sei es, dass Künstler uns auf Arbeiten aufmerksam machte, sei es, dass wir selber aufgrund von Objekten jemanden anfragten. Es liegt uns sehr daran, nicht nur die Landesgrenzen zu überschreiten, sondern auch andere Kunstsparten einzubeziehen. Wir laden Dichter, Schriftstellerinnen und Publizisten ein, etwas für unsere Multiples-Prospekte zu schreiben.
Jürg Nyffeler: Zum Beispiel haben wir von Klaus Merz ein Gedicht und von Zsuzsanna Gahse einen kurzen Text abgedruckt. Damit weiten wir die Edition 5 auf die Wortkunst aus. Wir beteiligen uns seit einigen Jahren an Ausstellungen in Kunsthäusern und Kunstmessen und kommen so zu neuen Kontakten. Umgekehrt gibt es auch Kunstinstitutionen, die an der Edition 5 interessiert sind. Ich möchte speziell das Aargauer Kunsthaus erwähnen.

Sie haben als Neuheit die „Gartenstücke“. Was ist damit gemeint?

Jürg Nyffeler: Wir haben einen kleinen Garten, und so schien es uns sinnvoll, die Edition mit wetterfesten Objekten auch auf den Aussenraum auszudehnen. Wir haben bereits eine leuchtend gelbe Glaskugel von Christoph Rütimann und von Franz Wanner aus Marmor ein Bas-Relief mit Fussabdruck.