Edition 5 Erstfeld

Tunnel

Hugo Suter

Tunnel
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Holz, Glas (verspiegelt, matt)
30.5 x 13.5 x 34.5 cm
1995
Vergriffen

Tunnel

Hugo Suter

Holz, Glas (verspiegelt, matt)
30.5 x 13.5 x 34.5 cm
1995
Vergriffen

Durchsicht + Spiegelung = Matt

Diese Formel ist gleichsam Grundlage für das Objekt, das Hugo Suter für die „Edition 5“ gearbeitet hat.
Durchsicht durch ein Tunnelloch, Durchsicht direkt, Durchsicht nach einem längeren Aufenthalt darin, gedankliche Durchsicht, welche von der anderen Seite ahnen lässt.

Spiegelung des Bahnwageninnern, wenn wir uns in der Röhre befinden. Wir beobachten den Mitreisenden auf der gegenüberliegenden Seite. Denkbar, dass auch wir beobachtet werden. Spiegelung, die den Betrachter auf sich selbst zurückwirft.

Matt beschlagen sich die Fenster während der Tunneldurchfahrt. Wer hat nicht als Kind mit dem Finger ins matte Fensterglas gezeichnet. Matt, nichts darstellend, uns ausschliessend - einzig gedanklich ergründbar - oder eben besetzbar mit Linien.

Glas, verspiegelt, sandgestrahlt, schwarz bemalt, gerahmt mit Holz, veredelt mit Gotthardgranit aus der Spraydose. Dem schwarzen Decklack ist etwas Rot beigemischt. Dies ergibt ein leicht bräunliches Schwarz, welches an den Flugrost (Bremsstaub) an den Tunnelwänden erinnert. Materialien, Grundlage für die Arbeit.

Durch die unterschiedliche Bearbeitung der Oberfläche der Glasscheibe wird die Sicht verändert - faszinierende Irritation durch Spiegelung, Durchsicht und Mattglas. Insofern wird die Tunnel-Situation exemplarisch für die Beschäftigung mit der Formel Durchsicht + Spiegelung = Matt.

Mit dieser Feststellung sind wir bei der künstlerischen Tätigkeit, beim künstlerischen Verfahren von Hugo Suter. Sein Beitrag siedelt dort, wo es darum geht, Unbekanntes im Bekannten aufzuspüren.
Dabei interessiert ihn die Sichtweise, durch die das, was sich von selbst versteht, plötzlich fraglich wird. Dieser Kippeffekt, dieses Herantasten an das Unergründbare macht den Unterschied zum Wissenschaftler aus, denn Hugo Suter forscht mit grosser Beharrlichkeit dort, wo der Wissenschaftler längst nicht mehr forscht oder damit noch gar nicht begonnen hat.

Hugo Suter liebt die unspektakuläre, unprätentiöse Seite des Kunstschaffens. Schrillen Tönen, heroischen Schaukämpfen weicht er gerne aus.

Jürg Nyffeler