Edition 5 Erstfeld

voll - echt - eng

Lang/Baumann

voll - echt - eng
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Metall, Silikon-Kautschuk
5.5 x 15.5 x 49 cm
1995
Fr. 1400.-

voll - echt - eng

Lang/Baumann

Metall, Silikon-Kautschuk
5.5 x 15.5 x 49 cm
1995
Fr. 1400.-

Unsere ganze Aufmerksamkeit ist auf die drei Worte echt, voll und eng gelenkt. Vordergründig scheint es bestimmt zu sein, was diese Worte, edel umhüllt, bedeuten.

Bei einem zweiten Blick schwindet die Gewissheit. Das vermeintlich Eindeutige wird plötzlich mehrdeutig, doppelbödig und unklar.
Voll. Voll! Voll?
Eng. Eng! Eng?
Echt. Echt! Echt?
Es stellt sich die Frage, an was man sich halten kann, was die Begriffe bedeuten. Wer oder was hilft uns bei dieser Frage weiter? Ist es die Konvention, die Erfahrung, das Wissen? In dieser Frage lassen uns Sabina Lang & Daniel Baumann allein.

Wenn wir bedenken, in welchen Situationen, in welchen möglichen Redensarten und Redewendungen wir diese Worte verwenden, stehen wir vollends vor der Unbestimmbarkeit des Begriffs.

Sprache, Sätze und Worte als scheinbar präzise Form menschlicher Kommunikationsmöglichkeit. Das Künstlerpaar Sabina Lang & Daniel Baumann misstraut der Eindeutigkeit der Begriffe, der Botschaften, die pausenlos auf unsere Ohren und unsere Augen treffen.

L/B halten dieser Fülle von Sprache in Medien, Werbung, Informationen etc. ihre Arbeit entgegen. Sie fangen den Augenblick ein, sie befragen die Sprache nach Sinn und Notwendigkeit, indem sie sie in neue Beziehungen setzen, sie überlagern, festhalten und mit anderen, neuen Medien und Materialien in Verbindung bringen. Durch die Wahl von Silikon-Kautschuk als Träger für die Begriffe voll, echt, eng, entsteht ein ungewöhnliches Spannungsfeld und damit eine weitere Assoziationsebene. Beziehen sich die Begriffe möglicherweise auf das Material oder umgekehrt?

L/B experimentierten erstmals mit diesem Material. Die schwarz, blau und rot eingefärbte Silikon-Kautschuk-Masse erhält eine eigene erfahrbare Sinnlichkeit. Die Metallhülle ihrerseits befragt die Arbeit nach ihrem materiellen und geistigen Wert.

Wichtig ist Sabina Lang & Daniel Baumann einerseits die Auseinandersetzung mit der optischen Erscheinung klassischer Buchstaben und ihrer Ästhetik, anderseits die Beschäftigung mit der Situation des Lesens der Betrachterinnen und Betrachter.

Jürg Nyffeler