Edition 5 Erstfeld

Ohne Titel

Jean-Luc Manz

Ohne Titel
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Plexiglas
10 x 20 x 10 cm
1999
Fr. 1000.-

Ohne Titel

Jean-Luc Manz

Plexiglas
10 x 20 x 10 cm
1999
Fr. 1000.-

Den Sommer 1999 verbrachte der Lausanner Künstler Jean-Luc Manz wie so oft in Kairo. Die einzige künstlerische Ausbeute dieses Sommers war ein Objekt, das er für die Edition 5 produzierte. Eigentlich hätten in dieser Zeit auch druckgraphische Arbeiten entstehen sollen, deren Realisierung sich aber leider zerschlug. Zu unterschiedlich waren die Vorstellungen und Interessen der ägyptischen Künstler und jene von Jean-Luc Manz und Jean Crotti. Die Ägypter erhofften sich von der Zusammenarbeit mit den beiden Schweizern allzusehr materiellen Gewinn.

Das Objekt, ein sogenannter „porte plume“, das normalerweise als Schreibzeughalter und als kleiner Kartenständer Verwendung findet, entdeckte Jean-Luc Manz auf dem Basar in Kairo. Es war gar nicht einfach, fünf identische Stücke zu finden. Denn üblicherweise werden auf solchen Märkten Gegenstände gerne als ‚kostbare' Einzelstücke angeboten. Viel Geduld und detektivischer Spürsinn brachte ihn zum Hersteller, der schließlich in Handarbeit vier weitere Exemplare anfertigte. Alle Objekte (10 x 20 x 10 cm) unterscheiden sich deshalb minimal.

Schon bei einem früheren Kairo-Aufenthalt fiel Jean-Luc Manz dieser schillernde Schreibzeughalter auf. Es sind oft Gegenstände aus dem Alltag, die Jean-Luc Manz zu seinen Kunstwerken inspirieren. Durch die künstlerische Verwandlung werden sie aus der Alltäglichkeit in eine gehobene Sphäre versetzt.

Das Objekt, das Jean-Luc Manz für die Edition 5 gefertigt hat, zeichnet sich durch eine formale Strenge aus, die typisch ist für seine Werke. Diese strenge Form bekommt aber oft durch die Farbgebung eine sinnliche Ausstrahlung. Durch den goldenen Farbauftrag erhält das Multiple eine repräsentative Note, die das Objekt für die Verwendung auf einem Chefpult durchaus geeignet macht. Diesem Verwendungszweck widerspricht die beigegebene Karte in der Grösse einer Visitenkarte auf der gedruckt steht: „INDECENT EXPOSURE“. Dieses „unschickliche Aussetzen“ oder diese „anstößige Preisgabe“ verleiht dem Objekt eine ironische Aura, die dem Assoziieren des Betrachters freien Lauf läßt.

Jürg Nyffeler