Edition 5 Erstfeld

Dunkle Ecke

Barbara Mühlefluh

Dunkle Ecke
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50cm x 36 cm x 36 cm
1999
Vergriffen

Dunkle Ecke

Barbara Mühlefluh


50cm x 36 cm x 36 cm
1999
Vergriffen

1962 geboren, lebt Barbara Mühlefluh in Neuheim ZG und arbeitet in Luzern. Nach dem Abschluss der Höheren Schule für Gestaltung in Zürich wendete sie sich ausschliesslich der freien Kunst zu. Barbara Mühlefluh bezieht die Themen für ihre Arbeit aus der Welt, die sie umgibt. Da ist beispielsweise jene Arbeit mit zwei Würfeln (12 x 12 cm), die mit einer 8 Meter langen Schnur verbunden, die Länge ihres Ateliers ergeben. Oder die in Gips gefertigten Zahlen (hundertzweiundsechzig), die aufeinandergeschichtet ihre Körpergrösse widergeben. Immer wieder hat sich Barbara Mühlefluh mit der Ecke - als ein bestimmtes Raumelement - beschäftigt. Dies belegen die Raumerfahrungsgeräte, die sich mit dem Ausmessen des Raumes und mit dem Ausmessen bestehender Ecken befassen. Diese Messgeräte übernehmen eine scheinbar funktionale Aufgabe. Barbara Mühlefluh unterläuft jedoch gerade diese Funktionalität, indem sie Arbeiten kreiert, die eben diese Aufgabe in Frage stellen. Die Objekte gleichen mitunter etwas skurrilen, geheimnisvollen oder pseudofunktionalen Dingen, die mit kargen Mitteln hergestellt eine scharmlose Präsenz übernehmen. Für die Edition 5 hat Barbara Mühlefluh die „Dunkle Ecke“ geschaffen. Es sind fünf Objekte, die aus Restenholz gefertigt sind und mit schwarzem Silikon überzogen wurden. Das ausgewählte Holz, das in früheren Arbeiten schon Verwendung fand, und dessen handwerkliche Verarbeitung ergibt, dass jedes Objekt eine leicht variierende Erscheinungsform erhält. Das Grundgerüst und dessen Masse 50 x 36 x 36 cm bleiben sich indessen gleich. Die unterschiedliche Anordnung der Eckelemente und der Silikonüberzug, der eine unterschiedliche Oberflächenstruktur aufweist, wird ihrer Erscheinung entstprechend bezeichnet. Die Objekte werden als City, Underground/Badezimmer, Kanalratte, Handtasche und Space voneinander unterschieden.

„Dunkle Ecke“ ruft Erinnerungen und Assoziationen wach. Etwa an die ruinöse Ecke, in der die gestrengen ErzieherInnen den Delinquenten zur Besinnung mahnen. Dieselbe dunkle Ecke, die gleichzeitig fasziniert, die geheimnisvoll und anziehend wirkt. Barbara Mühlefluh weist uns Fährten, die beliebig ergänzt werden können. Fährten, die zu dunklen Ecken führen: Geheimnisvolles Labyrinth unter Tag - Behausung sagenumwobener Bewohner - die dunkle Ecke in der Handtasche, die den gesuchten Gegenstand nicht frei gibt - der nächtliche finstere Winkel in der Stadt, wo einem diese Handtasche entrissen wird - und und und. Die zusätzlichen Bezeichnungen der Objekte unterstützen das Verwirrspiel. Es gelingt nicht, bekannten Zusammenhängen und Mustern zu vertrauen. Neue Bezüge herzustellen ist erforderlich. Mit „Dunkle Ecke“ ist ein Objekt dazugekommen, das in eine beliebige Ecke montiert werden kann. Es funktioniert am Boden und an der Decke ebenso wie im freien Raum. „Dunkle Ecke“, die das Anliegen aufnimmt, ein Beitrag zu sein, der von unserer Umgebung gezielt oder beiläufig Besitz ergreift - skurril und geheimnisvoll - eben ein Objekt von Barbara Mühlefluh.

Jürg Nyffeler