Edition 5 Erstfeld

ohne Titel

Aldo Walker

ohne Titel
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ø 18 und 16 cm
1998
Vergriffen

ohne Titel

Aldo Walker


ø 18 und 16 cm
1998
Vergriffen

In unserem abendländischen Denken tief verwurzelt ist die Haltung, dass an Kunst etwas „dahinter“ sein müsse. Das Denken in Dichotomien „gut - böse“ oder „schön - wüst“ ist omnipräsent. Gesellschaften entwickeln Wahrnehmungswelten, Institutionen regulieren und verwalten Kunst und deren Begriffe. Aldo Walker stellt dieser Denkweise seine Arbeit gegenüber, die mit scheinbar gängigen und verständlichen Dingen oder Bildelementen die Welt in einer hinterhältigen Art und Weise aus den Angeln hebt. Er ist nicht bereit, dem Mythos des abendländischen Kunst-Denkens zu huldigen. Aldo Walkers Arbeit ist gleichsam Aufruf zu sehen was man denkt, wenn man betrachtet - was durch die Gedanken des Künstlers entstanden ist. Aldo Walker lehnt es ab, Dinge zu verzaubern, oder in die Virtuosität zu flüchten um den Anschein zu erregen alles im Griff zu haben oder sich wohl oder „zuhause“ fühlen zu können. Er versteht die Kunst als wild wucherndes Wagnis und Abenteuer, Kunst als Gefäss für Experimente, für Verzweiflung oder Suche nach Sinn, das Scheitern mit eingeschlossen.

Scheinbar wiedererkennbare Dinge sind für Aldo Walker nicht als symbolhafte Anspielungen zu verstehen. Vielmehr gestalten die neu gedachten Dinge auch neue Denk-Welten, die auf verschiedene Ebenen verweisen. Mit seiner hinterhältigen, mitunter auch zynischen und sarkastischen Kunst will Aldo Walker bewusst stören und irritieren. Das ist sein Beitrag zu einem Kunstverständnis, das häufig geprägt ist von beschaulichem Genuss oder zu einem Kunstverständnis, das sich das Neue zum Prinzip macht und dadurch Gefahr läuft, allzuschnell atemlos zu werden.

„Alle Welt spricht vom Kochen resp. Fressen als Kunst, diese Kunst möchte ich ein bisschen beschwerlicher machen“, kommentiert Aldo Walker seine Arbeit. Zwei gebrauchsübliche, schlichte Pfannen, 16 cm und 18 cm im Durchmesser, werden im Pfannenboden mit einem kreisrunden Loch im Verhältnis des goldenen Schnitts, jedoch in beliebiger Anordnung, was dem einzelnen Objekt eine eigenständige und unverwechselbare Erscheinung gibt, versehen. Bewusst wird ein übliches Handelsobjekt mit einem sehr hohen Wiedererkennungswert gewählt und nicht eine künstlich hergestellte Pfanne. Ein Produkt, dem unzweifelhaft eine ganz eindeutige Funktion zugewiesen wird, wird so vollkommen in Frage gestellt. Die Gewöhnung, die uns stets als Orientierungshilfe zu dienen scheint wird hier verlassen. Aldo Walker weist uns Fährten, die einen beim näheren Hinsehen ganz schön irritieren können. Als ursprüngliche, real existierende Pfannen erkennbar, als gewohnter Funktionsträger vermeintlich unbrauchbar, ist es an uns, das entstandene Objekt neu mit Inhalt zu füllen oder die Funktion neu zu finden.

Jürg Nyffeler