Edition 5 Erstfeld

Some Grass - Etwas Gras

Stefan Banz

Some Grass - Etwas Gras
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Polyester, Pflanzenschale
2 x 20 x 46 x 15 cm
2000
Vergriffen

Some Grass - Etwas Gras

Stefan Banz

Polyester, Pflanzenschale
2 x 20 x 46 x 15 cm
2000
Vergriffen

Anlässlich der Ausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich vom 21. Januar bis 19. März 2000 entsteht Stefan Banz' Installation „Gulliver“. In einem hundert Quadratmeter grossen Raum gruppiert der Künstler u.a. fünfundzwanzig kleine, weisse Nashörner aus Polyester auf einem echten Rasen. Die Grössenverhältnisse und die Konfrontation von Realität und Nachbildung lassen die gesamte ironisch-sarkastische Geschichte von Jonathan Swift aufleben, in welcher der Schriftsteller mit der Obrigkeit, dem Englischen Königshaus, hart ins Gericht geht, indem er die Romanfigur Gulliver auf mehrere Schiffsreisen schickt und dabei seine phantastischen - echten und unwahrscheinlichen - Erlebnisse erzählen lässt. Ein irritierendes Gefühl beschleicht den Betrachter, wenn er sich in die Szenerie einmischt.

Sowohl das Gras als auch zwei dieser kleinen, weissen Nashörner bilden das Rückgrat der Arbeit, die für die Edition 5 entstanden ist. Als Vorlage für die Tiere diente ein in Bronze gegossenes Nashorn, auf das Stefan Banz zufällig gestossen ist. Dieses bronzene Fundstück wurde in Polyester nachgegossen, welches Bearbeitungsspuren aufweist, die auf das Material und dessen Verarbeitung hindeuten. Vor uns arrangiert nun Stefan Banz die beiden Tiere so, dass zwischen ihnen ein eingetopftes Stück echtes Gras «steht». Ein Standbild baut sich auf, das in vieler Hinsicht Fragen aufwirft. Was nehmen die beiden Tiere wahr? Ist es das Gegenüber? Ist es das Gras? Oder ist es gar der dabeistehende Betrachter? Nashörner haben ein eingeschränktes Sehvermögen. Welche Schlüsse ziehen wir aus dieser arrangierten Szenerie? Ist es ein gemütliches Fresserlebnis oder zeichnet sich gleich ein Kampf ab? Aber wie sind diese Geschichten überhaupt möglich, wenn doch zwei künstliche Tiere, die in ihrer Künstlichket ihrerseits bereits geklont wurden, vor echtem Gras stehen? Eine ungewöhnliche Realitätsverschiebung. Und genau hier setzt die Arbeit des Künstlers an: beim Missverständnis des Sehens und Deutens. Die Installation «Some Grass - Etwas Gras» spielt mit diesem Miss-Verstehen, zeigt, dass alles Sichtbare immer zuerst ein Instrument ist, um die eigene Geschichte des Betrachters hervorzubringen oder zu bestätigen, und dass das wirklich Gesehene als Einsicht oder Wahrheit oft im Dunkeln bleibt.

Die Installation besteht aus zwei Nashörnern mit weiss eingefärbtem Polyester. Die Masse eines Tiers betragen 20 x 46 x 15 cm. Zwischen den Tieren steht eine eckige, sich nach unten verjüngende, schwarze, 6 x 7 x 7 cm grosse Pflanzenschale mit frischem Gras.

Jürg Nyffeler