Edition 5 Erstfeld

QUICKBAG

Barbara Mühlefluh

QUICKBAG
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Polyethylen
28 x 26 x 8 cm
2003
Fr. 1000.-

QUICKBAG

Barbara Mühlefluh

Polyethylen
28 x 26 x 8 cm
2003
Fr. 1000.-

Man stelle sich vor, es würde uns uneingeschränkter Einblick in die zahllosen gut gehüteten Handtaschen oder in die edlen Aktenköfferchen ermöglicht. Livestyle im wahrsten Sinne des Wortes würde einem bei dieser Gelegenheit entgegen schlagen. Hier schlummert unter Verschluss, was der Öffentlichkeit vorenthalten sein will. Es mutet schon fast paradox an, dass persönliche, ja intime Effekten dauernd mit sich herumgetragen werden.
Einen bescheidenen Versuch, diese Gegenstände öffentlicher zu machen stellten die durchsichtigen Handtaschen dar, die sich im Alltag jedoch nie so recht durchzusetzen vermochten.

Barbara Mühlefluh nimmt sich dieser Frage mit ihrer Arbeit „QUICKBAG“ an. Streifen von nicht gebührenpflichtigen, zu 50% recyclierten Kehrichtsäcken, sogenannten Quikbags aus dem Migros-Sortiment, verarbeitet sie zu einer Handtasche. Dieses simple Material mutiert zu einer edlen Handtasche (28 x 26 x 8 cm), die den verschiedenen auserlesenen Kulttaschen verdächtig nahe kommt. Neben dem verwendeten unprätentiösen Material schafft auch das Innenleben der Tasche eine erfrischende Distanz zu den handelsüblichen Designertaschen. Als „QUICKBAG - Livestyle-Museum“, das per Klettverschluss den Schriftzug „offen“ oder „geschlossen“ erkennen lässt, deklariert Barbara Mühlefluh die Tasche zum persönlichen „Livestyle-Museum“. Dieser Gebrauch schafft in verschiedener Hinsicht Irritation.
Da ist einmal die (offensichtlich) edle und verführerische Schönheit eines Wegwerfmaterials - weiter drängt sich die Frage nach dem Öffentlichen und Privaten auf. Auch die Frage der Funktion, des Verständnisses oder der Aufgabe des Museums als Institution ist aufgeworfen. Das Museum, das neben Inhalten und formalen Fragen auch das Persönliche und das Intime einer Künstlerin oder eines Künstlers nach aussen vermittelt.
Im Innern der Tasche liegt ein kleines Heft bei, in dem verschiedene Gedanken während der Produktion der Taschen in Wort und Zeichnung festgehalten sind. Es erzählt von der Vorliebe Barbara Mühlefluhs, für ihre Kunst-Produkte immer wieder neue Firmen zu gründen. „Chain works“ nennt sie die neuste - ein Name, der wiederum auf das Produkt und dessen Herstellungsprozess anspielt. Chain works, oder an der „Kette arbeiten“ oder - wie es Barbara Mühlefluh nennt, „was tu ich mir an“ ob dieser seriellen Arbeit.

Jürg Nyffeler